Kunst- und Chaostrip in die Stadt der Liebe?! Drucken
Geschrieben von: Sophie Link (Q1) / Melissa Kissel   
Mittwoch, den 13. September 2017 um 10:10 Uhr

Eine unvergessliche Parisfahrt vom 24. - 29. Juni 2017. 

Ein Französischkurs, zwei motivierte Lehrerinnen, ein Bus und ein gemeinsames Ziel: Für fünf Tage nach Paris.

Der Plan, bei Nacht nach Paris zu fahren, um am nächsten Tag frisch und ausgeruht Paris erkunden zu können, schien optimal. Doch dann kam der erste Anruf. Der Bus habe einen Getriebeschaden, und könne nicht wie geplant um 23 Uhr abfahren. Doch, Glück im Unglück, sei der Schaden bekannt und könne behoben werden. Der Mechaniker sollte trotz längerer Anreise kurz nach Mitternacht fertig sein. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch den Krisenrat und die Klasse wurde telefonisch über das weitere Verfahren informiert und dazu aufgerufen, wach zu bleiben und sich bereit zu halten. Nachdem also alle informiert und beruhigt waren, erreichte den Krisenrat die nächste Hiobsbotschaft: Der Bus sei nicht zu reparieren und das Unternehmen sei nicht in der Lage einen Ersatzbus bereitzustellen. Der Schock saß tief in den Gliedern und der Krisenrat wurde erneut einberufen. Nachdem sich Fassungslosigkeit, Verwirrung und Überforderung langsam gelegt hatten, kam nach langem Grübeln und einem nicht buchbaren Zug der zündende Gedanke.

Flixbus- der Retter in der Not und unser Freund, der uns über Umwege kurzfristig doch noch nach Paris brachte. Nachdem wir also eine turbulente und lange Nacht hinter uns hatten, und seit Stunden in einem Doppeldeckerbus gesessen hatten, fieberten wir alle dem lang ersehnten Ziel entgegen. Sie ahnen es sicherlich bereits, es kam, wie es kommen musste, dieses Mal in Form eines Polizeiautos, welches kurz vor einer Raststätte an uns vorbei fuhr und dessen Insassen uns freundlich zu verstehen gaben, dass wir einen unerwarteten Zwischenstopp mit Taschenkontrolle haben sollten. Sichtlich fertig mit den Nerven räumten wir also unsere Taschen aus dem Kofferraum aus und warteten. Ebenfalls mit den Nerven am Ende zückte Frau Hagen ihren rettenden Trumpf und erläuterte dem Polizisten in klarem Französisch unsere Horrortour, bis dieser uns, leicht durch den Redeschwall überfordert, aber dennoch freundlich, erlaubte, unsere Koffer wieder einzuräumen. Nach 45 Minuten Autobahnrazzia, dem Beobachten von ebenfalls völlig entnervten und dennoch kontrollierten Fahrgästen und einer Toilettenpause, konnte es dann weitergehen.

Beim Erblicken des Pariser Fußballstadions jubelten wir auf, doch zu früh gefreut, erst der sich in die Länge ziehende Stau, dann die Kundgabe des Fahrers, er habe seine Fahrzeit bereits überschritten und müsse daher über einen kurzen Umweg, den Platz mit einem anderen Fahrer tauschen. Gesagt – Getan: Am Motel angekommen, stiegen zwei grimmig dreinschauende Busfahrer ein, und fuhren uns dann doch ohne weitere Umwege an unseren Zielbahnhof. Wir schleppten uns und unsere Koffer über Straßen, viel zu viele Treppen hinab und schließlich in die Metro. Dann endlich konnten wir gegen halb zwölf mit der Rolltreppe der Station Saint Paul an die Pariser Abendluft gelangen.Die einen völlig übermüdet, die anderen langsam wieder munter, ließen wir uns in unsere Betten der Mije fallen, und schliefen alle nach und nach ein, denn am nächsten Tag erwartete uns das Sightseeing- Programm quer durch Paris.

Der nächste Morgen startete mit Sonnenschein, allgemeiner Freude und glücklichen Gesichtern beim typisch französischen Frühstück in der Mije. Die MIJE, die Frau Hagen als Verantwortliche jedes Jahr als Unterkunft bucht, ist eine sehr gepflegte Jugendherberge im Marais-Viertel von Paris. Das Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und strahlt einen wunderbaren Charme aus. Das Marais liegt im Herzen der Stadt Paris. Es bietet als Sehenswürdigkeiten das Centre-Pompidou, Einblicke in die dort ansässige traditionelle jüdische Kultur und einen der ältesten Plätze von Paris, der „Place des Vosges“.

Das schöne Wetter begleitete uns nach dem ersten Frühstück beim traditionellen Spaziergang entlang der Seine, durch die Straßen von Paris bis hin zu Notre-Dame, auf den Eiffelturm und mit dem Schiffchen über die Seine.
Zu aller Überraschung bekamen wir eine zusätzliche Begleitperson in Form von Markus, welcher uns zusammen mit Frau Hagen und Frau Kissel, mit seiner humorvollen Art stets gute Laune und in Erinnerung bleibende Momente bescherte.

In den folgenden Tagen besichtigten wir in Eigenerkundung, mit einer Rallye oder zusätzlichen Infos das Picasso-Museum, den Louvre, den Jardin de Tuiléries bis hin zum Place de la Concorde, dem Rodin Museum und Centre Pompidou. Im Picasso Museum erhielten wir Einblicke in das Leben des berühmten Künstlers in Form von Malerei, Fotografien, Zeichnungen und sogar Filmdokumentationen. Die Ausstellung, die die Beziehung zu Olga, seiner ersten Frau beleuchtete, zeigte vor allem sein Faible für diese schöne Frau und Tänzerin sowie das große Spektrum seiner Kunstäußerungen. Irgendwie war hier für jeden was dabei. Das Centre-Pompidou war spannend für diejenigen, die modernere Kunst ansprechend finden. Hier gab es nämlich eine tolle Ausstellung des englischen Künstlers David Hockney zu sehen, der zum einen durch seine Swimming-Pool Bilder „A bigger splash“ berühmt wurde, aber auch durch seine offen gelebte Homosexualität, die sich in seinem Werk zu Zeiten niederschlug, in denen Homosexualität noch als Straftat angesehen wurde. Die großformatigen Malereien von Hockney waren wirklich beeindruckend, endlich konnte man sie mal im Original und nicht nur über den Beamer im Kunstraum betrachten! Im Rodin Museum haben wir eine Gruppenrallye von Frau Kissel bekommen, die uns die großen und berühmten Werke von Rodin näher betrachten ließ. Wir zeichneten Details in unsere Skizzenbücher, notierten unsere Eindrücke von ausgewählten Werken wie z.B. „Der Kuss“ und „Der Denker“ und haben einen Gesamteindruck seines großen Werks bekommen.

Während der Zeit der Besichtigungen und Rundgänge sammelten wir Impressionen, Gemütsbewegungen und Apperzeptionen in Hülle und Fülle, denn auch wenn es mal in Strömen regnete, genossen wir die Schönheit und Vielfalt von Paris, hatten Spaß und konnten einfach wir selbst sein.

Eine solch wunderschöne Stadt ist nicht nur in der Eigenerkundung aufgrund ihrer Sehenswürdigkeiten interessant, sondern auch aufgrund der vielen verschiedenen Kulturen, Bräuche und Menschen. Diese erlebten wir vor allem an Abenden im Quartier Latin (dem Studentenviertel, wo es köstliches Eis in Rosenform gibt), bei einem nächtlichen Konzert vor Notre-Dame –Halleluja– und an unserem Abend an der Sacré-Coeur de Montmartre („Nicht vergessen, das Safeword ist Montmartre“).

Wir alle haben in diesen Tagen gelernt, dass trotz eines riesigen Chaos ́, eine wunderschöne Reise entstehen, und dass so ein bisschen abendliches Paris uns zu den glücklichsten Menschen machen kann. Solange wir nie vergessen, was für eine wunderschöne Aussicht die vielen kleinen Lichter von Paris uns gaben, werden wir nie verlernen, auf unser Herz zu hören, und so die wirklich bedeutsamen Momente des Lebens voller Glück und Freude genießen zu können. 

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