Start Archiv - Presse Rheingau Musik Festival: Schüler organisieren ein Konzert und lernen etwas fürs Leben
Rheingau Musik Festival: Schüler organisieren ein Konzert und lernen etwas fürs Leben PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier   
Donnerstag, den 26. April 2012 um 09:50 Uhr

Pressekonferenz beim Rheingau Musik Festival in Oestrich. Auf einem Videoeinspieler wird die MozArt-Group vorgestellt, ein Streichquartett aus Polen, das am 19. August auf Schloss Johannisberg gastiert. Das Konzert ist ausverkauft, und als alles gesagt ist, wendet sich Justus Ruppel als einer der Organisatoren professionell an die Mitstreiter auf dem Podium und dankt dem Sponsor und Festivalintendanten Michael Herrmann. Ehe Pressesprecherin Carolin Brusky zu Schnittchen und Getränken bittet, sagt sie: „Das war eine total spannende Zeit.“

Gespräche mit dem Sponsor

Es wird noch spannend bleiben, ehe im August die vier Musiker aus Polen im Rheingau auftreten. Justus Ruppel und Carolin Brusky sind Schüler der Jahrgangsstufe 12 im gemeinsamen Musikleistungskurs von Rheingauschule und St. Ursula in Geisenheim. Mit Unterstützung der Festivalleitung organisieren sie weitgehend selbstständig das Konzert – von den Verhandlungen mit den Künstlern und der Auswahl des Konzertsaales bis zu Sponsorensuche und Kartenverkauf. Eine wichtige Aufgabe kommt dann noch im August auf sie zu: die Betreuung der Künstler.

Das Rheingau Musik Festival wird in diesem Jahr 25 Jahre alt – „und wer wird irgendwann mal meinen Job machen?“, fragt Intendant Michael Herrmann. Die Akademie für junge Festivalmanager „war ein Wagnis“, sagt er, aber auch eine Möglichkeit, junges Publikum zu gewinnen, das dem Festival fehlt. „Wir geben dem Festival ein junges Gesicht“, meint auch Schülerin Lilja Franzki.Pressegeist

Mozart kabarettistisch

Bei der Auswahl der Musiker machte das RMF übrigens keine Vorgaben, nur: „Wir sind kein Popfestival, sondern ein klassisches Musikfestival“, sagt Michael Herrmann. Die Videoeinspielung zeigt dann, was die MozART Group dem Publikum bietet: zum Beispiel die „Kleine Nachtmusik“ kabarettistisch verfremdet. „Wir haben eine klassische Gruppe ausgesucht, die sich der Musik aber ganz anders nähert“, erläutert Lilja. Mozart, so meinen die Schüler, hätte sicher nichts dagegen gehabt.

Auch die Sponsorensuche hat dann nach mehreren Anläufen geklappt: Irgendwann wurden die Schüler zu einem Gespräch nach Frankfurt zur Firma Schindler eingeladen, die weltweit Aufzüge und Fahrtreppen einbaut und seit vielen Jahren zu den Sponsoren des Festivals gehört. „Sowas kannten wir vorher nicht, “ sagt Justus, und Jürgen Blank als Repräsentant des Sponsors ergänzt: „Es war eine angenehme Zusammenarbeit.“

Projekt wird fortgesetzt

Die Einladung, sich bei der Akademie für junge Festivalmanager zu bewerben, ging an alle Gymnasien in Wiesbaden und im Rheingau, ein Echo gab es aber nur von den beiden Geisenheimer Schulen, die gleich begeistert waren. Sie sind es noch – auch die Lehrer: „Hier wird Theorie im realen Leben getestet“, meint Michaela Hagen, Fachbereichsleiterin für Sprachen, Kunst und Musik an der Rheingauschule. „Der Arbeitsaufwand ist groß“, lobt auch Kursleiterin Silke Trzcinski ihre 17 und 18 Jahre alten Schüler. „Aber die Erfahrungen sind durch nichts zu ersetzen. Das Konzert in Johannisberg findet übrigens an einem Sonntag statt – dann fällt kein Unterricht aus. Und Karten gibt es nur noch für Schüler aus den Kontingenten, die sich die jungen Festivalmanager für ihre Schulen gesichert haben.

Die Organisatoren vom Rheingau Musik Festival sind inzwischen so angetan von der Zusammenarbeit, dass sie die Akademie für Schüler im nächsten Jahr fortsetzen wollen. Das Festival bekomme sehr viele Anfragen für vierwöchige Praktika, sagt Michael Herrmann. „Aber während der Festivalzeit jemanden einzusetzen, ist kaum möglich.“

Wiesbadener Kurier vom 25.4.2012